Introtext Fotogalerie Filme Weiteres

Vatikan

Der Vatikan ist ein Land der Superlative: Er ist der einzige Staat der Welt, dessen komplettes Territorium von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt ist. Der kleinste Staat der Welt ist mit einer Fläche von weniger als einem halben Quadratkilometer das Land mit den wenigsten Einwohnern: Nur 1000. Es gibt aber eine eigene Fußball-liga, bestehend aus 16 Mannschaften. Wenn ich richtig gerechnet habe und man pro Team von 20 Spielern ausgeht, spielen über 30 Prozent aller Bewohner des Vatikans in der Liga.

Der Vatikan ist auch das einzige Land der Welt mit Latein als Amtssprache, es ist der Staat mit der höchsten Alphabetisierungsrate der Welt (100 Prozent) und dem höchsten Katholikenanteil (ebenfalls 100 Prozent). Die Religion schützt trotzdem nicht vor Langfingern: Der Vatikan weist die höchste Kriminalitätsrate der Welt auf, wenn man die Anzahl der Straftaten in Relation zur Anzahl der Einwohner betrachtet.

test

Die Täter und Opfer kommen aber hauptsächlich aus dem Kreis der über 18 Millionen Besucher jährlich. Ich jammerte schon in San Marino über die Menschenmengen- jedoch ohne zu wissen, was im Vatikan auf uns zukommen würde.

Auf dem Vorplatz des Petersdoms wimmelt es vor Menschen, die alle nur ein Ziel haben: Die vielleicht größte und bedeutendste Kirche der Welt zu besteigen. Dummerweise wollen auch wir in die Kuppel des Petersdoms. Seufzend stellen wir uns in die Schlange, die den ganzen Vorplatz durchzieht. Zum Glück sind wir nicht alleine: Die Eltern von Basti begleiten uns bei einem Teil der Etappe. Basti und sein Vater haben nichts Besseres zu tun, als mit trockenem bayrischem Humor über die aufdringlichen Souvenirverkäufer, die anderen Touristen und über meinen dicken Bauch zu lästern. Zugegebenermaßen mache ich wenige Wochen vor der Geburt unseres Sohnes den Bierbäuchen der beiden Latzhosenträger hinter uns große Konkurrenz.  Nach zwei Stunden in der sengenden Hitze ohne Wasser kann ich leider nicht mehr richtig darüber lachen, sondern sehne mich –

nach einem Eis. Tatsächlich gibt es Pistazieneis zu kaufen- für 4,50. Egal, denke ich mir und will mich mich hungrig über meine kleine Kugel hermachen. In dem Moment kommt eine alte Frau um die Ecke, die bettelnd die Hand aufhält. Als sie mein Eis erblickt, leuchten ihre Augen und sie sieht mich fragend an. Ich seufze und drücke ihr meine Leckerei in die Hand. Sie segnet mich und verschwindet in der Menge, glücklich an dem teuersten Eis meines Lebens schleckend.

Irgendwann hat auch die längste Schlange ein Ende und wir können endlich in den Vatikan, in diese riesengroße, mächtige Kirche, in die die Münchner Frauenkirche zweimal hineinpassen würde. Ein paar enge Stufen, eine schrägliegende Wendeltreppe hinauf und schon stehen wir am höchsten Punkt der Republik, auf der Kuppel des Petersdoms, und genießen die Weitsicht. Leider müssen wir das eingequetscht wie die Ölsardinen zwischen hunderten von Menschen tun. Wir können nur hoffen, dass die nächsten Berge etwas einsamer werden.