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Monaco

Dreizehn Stunden reine Fahrzeit mit dem Wohnmobil und über 1100 Kilometer trennen uns von dem verregneten Luxemburg. Wir sind im Süden Europas angekommen! Allerdings scheint weder die Sonne, noch lockt der Badestrand….und der höchste Punkt Monacos ist nicht einfach zu finden: Er ist nicht ausgewiesen, geschweige denn benannt. Wir haben uns vorher informiert und die Koordinaten sowie ein Foto des höchsten Punktes ausgedruckt. Jetzt kurven wir mit Karte und GPS durch die engen Straßen des zweitkleinsten Staates und des am dichtesten besiedelten Landes der Erde. Überall ragen die Luxushochhäuser in den Himmel. Ich könnte hier nicht leben, obwohl die Menschen hier statistisch gesehen die höchste Lebenserwartung weltweit haben und es hier die niedrigste Kriminalitätsrate der Welt gibt: Auf 70 Einwohner kommt ein Polizist, die höchste Pro-Kopf-Polizeipräsenz weltweit. Monaco gilt als das zweitreichste Land der Erde und als der teuerste Ort weltweit: Auch das teuerste Penthouse der Welt steht in Monaco: Der „Tour Odeon“ wird auf 300 Millionen geschätzt und hat eine inkludierte Wasserrutsche.

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Ich würde zu gerne wissen, wie viele von den Millionären täglich in ihr Schwimmbad rutschen. Ich finde das Land einfach schrecklich- nur der Blick auf das Mittelmeer würde ein wenig entschädigen, wäre nicht alles zugebaut. Wir parken im Halteverbot, aber auf dem einzigen freien Platz, der uns in der der letzten halben Stunde begegnete und gehen zu Fuß weiter durch die Gassen. Hier ist Monaco nicht auf Hochglanz poliert, hier lebt augenscheinlich die Bevölkerung, die den Schönen und Reichen dient. Unser GPS weist einen Punkt vor einem Fahrstuhl, direkt an der Straße als höchsten Punkt des Landes aus, was auch mit unserem Foto übereinstimmt. Der triste Ort passt genau zu unserer Stimmung. Nichts wie weg hier, wie können das die Menschen nur aushalten? Diese Frage stelle ich kurze Zeit später Jessica Sbaraglia, der Gründerin von „Terre de Monaco“. Aus privaten Gründen landete Jessica in Monaco, aber anstatt sich zu beschweren, krempelte sie die Ärmel hoch und belebte die Landwirtschaft wieder: Seit über 100 Jahren wurde im ganzen Land nichts mehr angebaut.

 

Heute nutzt die junge Unternehmerin die Grünflächen von Hotels und öffentlichen Gebäuden, um dort Gemüse und Kräuter anzupflanzen. Die Besitzer der Flächen müssen keinen teuren Gärtner oder Landschaftsgestalter bezahlen, sondern bekommt eine visuell interessante Attraktion und zusätzlich die Möglichkeit, wertvolles Biogemüse, Kräuter und fragile essbare Blüten frisch zu beziehen. Hauptsächlich sind es alte und seltene Sorten, die es sonst kaum noch gibt. Da in Monaco keiner mehr wusste, wie man Ackerbau betreibt, musste die Jessica Landwirte aus dem Norden Frankreichs anstellen, die für ihre Organisation „Terre de Monaco“ arbeiten. Nur ein Jahr nach Gründung der Firma wurden 1400 Quadratmeter Fläche bewirtschaftet- weltweit die größte private Landwirtschaft in einer Stadt. Mittlerweile nutzt Jessica auch ihre Gärten, um Kindern die Begeisterung an der Landwirtschaft zu vermitteln und ihnen zu zeigen, woher die Nahrung kommt. Besonders beliebt bei den Kindern ist der Besuch der Hühnerzucht: Im Garten des teuersten Penthouse der Welt leben acht Hühner.

Eine wunderbare Initiative und eine tolle Frau! Trotzdem freuen wir uns jetzt sehr auf die Weiterreise, nichts wie weg aus der Stadt.